Engagement in der Jugendarbeit – zwischen wollen und können!

Seit ich 2009 in die Jugendarbeit der Sektion eingestiegen bin, haben uns einige Jugendleiter*innen verlassen, Neue sind hinzu gekommen und ganze fünf sind immer noch da. Die Zahl unserer Jugendgruppen bleib weitgehend konstant, hingegen unterliegen die Gruppenmitglieder einem ständigen Wandel. Ich möchte aus meiner Sicht einmal aufzeigen, was in der Jugendarbeit der Sektion alles bewegt wird und wo sie an ihre Grenzen stößt.

Zur JDAV Mainz zählen etwa 1.000 unserer Vereinsmitglieder. Aktuell sind davon etwa 80 in sechs Jugendgruppen aktiv, die in den wöchentlich stattfindenden Gruppenstunden, in denen hauptsächlich das Indoor-Klettern praktiziert wird, durch 15 Jugendleiter*innen betreut werden.

Die Erziehungs- und Bildungsziele der JDAV geben uns Verantwortlichen als wesentliches Betätigungsfeld die Alpinistik in ihren vielfältigen Spielarten vor. Wir sollen das verantwortungsvolle Ausüben des Bergsports mit dem notwendigen fachlichen Können und Wissen vermitteln ebenso wie soziale und umweltbewusste Verhaltensweisen und demokratisches Denken und Handeln. Allein dieser kurze Auszug aus den Erziehungs- und Bildungszielen zeigt, an welchem Anspruch sich unsere Tätigkeit messen lassen muss. Sicher stelle nicht nur ich mir die Frage, was wollen und können wir unter unseren Rahmenbedingungen unseren Jugendgruppen von dieser Vielfalt anbieten?

In den letzten Jahren fanden Ausfahrten von unterschiedlicher Länge an die Kletterfelsen der Umgebung, zu Selbstversorgerhütten oder zum Zelten statt, wo Klettern, Abenteuer- und Kooperationsspiele, Seilaufbauten, Orientierung im Gelände mit Karte und GPS zu den Aktivitäten gehörten. Übernachtungen mit Spielen und Kochen im DAV-Haus sind bei allen Gruppen Tradition. Längere Bergsport-Ausfahrten in die Alpen mit dem Begehen von Klettersteigen oder Gipfeltouren sowie das Bouldern z.B. in Fontainebleau gehören auch zum Repertoire. In jeder unserer Gruppen wird versucht, eine oder mehrere Spielarten des Bergsports und der Erlebnispädagogik in unterschiedlicher Intensität abzudecken. Diese Aktivitäten finden außerhalb unserer Gruppenstunden statt. Man kann bei dieser Aufzählung den Eindruck gewinnen, wir sind gut aufgestellt.
Ja, wir tun was für die Jugend in der Sektion.
Ja, wir bieten einen große Bandbreite an.
Ja, wir könnten noch mehr tun.
Mein Dilemma und ich glaube nicht nur meines, ist der Spagat zwischen „Wollen“ und „Können“.

Viele unserer Gruppenkinder, aber auch einige unserer neuen Jugendleiter*innen, finden ihren Weg über das Indoor-Klettern zu uns und kommen vielfach aus Familien, die den Bergsport selbst nicht aktiv betreiben. Sie besuchen z.T. eine Ganztagsschule und sind in anderen Sport- oder Musikvereinen engagiert und daher zeitlich eingeschränkt. Unserer Ausbildung im alpinen Bergsport ist somit eher theoretisch. Für die Praxis fehlt die Zeit. Doch nur durchs Tun gewinnt an „Bergerfahrung“. Selten kann auf einen gemeinsamen Erfahrungsschatz aufgebaut werden, auch wegen der natürlichen Fluktuation der Gruppenmitglieder. Wenn man so will, fängt man bei jeder Ausfahrt fast wieder von vorne an. Ein Gruppenziel mit „Leistungsanspruch“ ist nur schwer zu definieren und die Vorstellungen innerhalb einer Gruppe gehen mitunter auseinander.

Nicht nur ich, sondern auch alle anderen Jugendleiter*innen, haben neben ihrem Ehrenamt noch eine Hauptbeschäftigung in Schule, Studium oder Beruf. Daher stoßen wir mit unseren derzeitigen personellen Ressourcen an Grenzen. Ich wünschte mir für die Zukunft ein leistungsdifferenziertes „Jugendkursprogramm“ außerhalb der Gruppenstunden, von dem – neben unseren Gruppenkindern – auch die anderen JDAV-Mitglieder der Sektion profitieren könnten. Es braucht engagierte Menschen, die uns unterstützen.

Text: Ellen Müller-Taschinski